Willkommen im morbiden Garten der Eitelkeiten
Quelle: nachrichten.at

Der Wiener Zentralfriedhof ist ein bizarrer Stadtpark, wie er weltweit wohl unvergleichlich ist. Ein riesiger Schmelztiegel, bis zum Rand gefüllt mit Abschiedsstimmung, Auferstehungshoffnung, Prunk, Kitsch, Kunst, Eitelkeit, Gezwitscher. Eben ein typisches Bild des Menschenlebens.

Käse rinnt zäh und fahlgelb aus der aufgeschnittenen Krainer. Der Würstlmann fragt: „Wollen’s an Siass’n oder an Scharf’n?“ Er meint den Senf, den er aus der Tube spritzen lässt. „Woher kommen s’ denn?“, fragt er, weil er ein Gespräch sucht. Sein Stand ist am Einser-Tor aufgefahren, um diese Zeit ist noch wenig los. Die Cola-Dosen und Bierflaschen stehen in Reih und Glied hinter der Glasvitrine und frösteln. Bei diesen Temperaturen sind sie als Erfrischung nicht gefragt. Außerdem: Der weite Vorplatz ist fast menschenleer.

Aber der große Ansturm kommt schon noch. Ganz sicher. Wie immer zu Allerheiligen und zu Allerseelen. Dann wird es wirklich heftig. Und allgemein lässt sich sagen: Der Wiener Zentralfriedhof ist immer eine Reise wert – womit hier ausdrücklich nicht nur die letzte irdische gemeint ist.

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