Bibo, ich bin da vollständig Deiner Meinung, wollte aber mit diesem Thread vornehmlich darauf hinweisen, dass man sich mit sowas recht schnell im Grunde völlig überflüssige Probleme einhandeln kann. Dass wir Schwarzfahrer sowieso ein umstrittenes und oft missverstandenes Völkchen sind, haben wir sicherlich alle schon mal am eigenen Leibe erfahren. Damit irgendwie umzugehen, ist selbstverständlich unser Job bzw. ein Preis, den man eben bezahlt, wenn man diese Autos schön findet.
Was ich sagen wollte ist, dass so manche Form der Provokation einfach auch nach hinten losgehen kann, weil es einfach unnützes Öl ist, das in ein ohnehin schon loderndes Feuer gekippt wird.
"Leben und leben lassen" ist genau so auch meine Devise und ich glaube, das auch ganz gut hinzubekommen. Wenn ich aber weiss, dass die Zulassungsbehörde nun mal letztendlich den längeren Hebel hat, dann überlege ich mir schon recht genau, wie weit ich gehen möchte bzw. ob ich mir (und anderen Gleichgesinnten) nicht vielleicht den grösseren Gefallen tue, wenn ich einfach mal etwas NICHT mache - auch wenn ich könnte. Das hat keineswegs etwas mit Duckmäusertum oder gar Selbstaufgabe zu tun, sondern ist m. E. ein gesunder Zweckopportunismus. Demokratie ist nun mal auch eine Frage der Mehrheiten - und dessen muss ich mir als Teil einer Minderheit einfach bewusst sein und daran mein Handeln orientieren.
Mein Stil sind solche Kleberleins weissgott auch nicht, aber wenn ich an so Zeugs Spass hätte, würde ich es trotzdem nicht machen - und mir damit nicht noch hübsche Probleme herbeischaffen, die ich eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Da stellt sich mir dann die Frage nicht, ob ich mir meine Lebensweise verbieten lassen möchte oder ob ich mir etwas verkneife, um die von mir gewählte Lebensweise von ein oder zwei zusätzlichen Problemen freizuhalten.
Klar, Pietät ist letztlich keine einheitliche Konvention und spielt sich in jedem Menschen anders nuanciert ab. Eben deswegen hat man ganz schnell jemandem Eine verpasst, auch wenn man das gar nicht vorhatte. Mit dieser unbekannten Grösse fahren wir eben alle umher.
Die Probleme (aus kommunaler Sicht) werden zwar nicht direkt im Keim erstickt, da hast Du schon recht. Die Behörde setzt aber auf die Prohibitivwirkung und hat mit einem schnellen Erlass schon mal direkt den Erfolg, einem Privatmann einen heftigen Stein in den Weg gelegt zu haben. Wie die weiteren Steine für anderweitig eingetragene BKW aussehen und ob es sie gibt, weiss ich nicht. Jedenfalls würden sich bestimmt eine Menge Leute von der Tatsache abschrecken lassen, dass die BKW-Zulassung einen auf jeden Fall steinigen Weg bedeutet. Ja, und genau das ist aus Sicht der Behörde (und einiger Bürger) doch selbstverständlich schon mal ein Erfolg.
Abschliessend möchte ich zu Wills Antwort noch sagen: Ich glaube ganz ehrlich nicht, dass man uns mehrheitlich als Satanisten und Dämonen ansieht. Das werden eine Menge Menschen sein, die das auch heute noch von uns vermuten, aber ich glaube die absolute Mehrheit hat einfach überhaupt keine Meinung dazu. Ja, und genau das ist der Trick: Wo bereits eine gefestigte Meinung existiert, ist es natürlich eine echte Herausforderung, jemanden umstimmen zu wollen. Wer aber noch keine Meinung hat und vielleicht bisher überhaupt nicht auf die Idee gekommen ist, dass es uns gibt, der ist viel einfacher davon in Kenntnis zu setzen, dass wir eigentlich ein recht friedliches und vornehmlich sensibles Oldtimerfahrer-Völkchen sind, welches die hiesige Trauerkultur keineswegs verspotten möchte (so wird es ja oft missverstanden).
Wie so oft im Leben: Der erste Eindruck zählt. Und der ist schon bei einem Bestattungswagen im Originalzustand zumeist ausreichend prägend, als dass auch die Freunde des gemeinen Halloween-und-Flotte-Sprüche-Stils mit ihren Stilmitteln eher selten punkten können. Die Wahrscheinlichkeit, damit mehr kaputt als ganz zu machen, ist aber einfach bedeutend grösser. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern in erster Linie ein Ergebnis umfassender Beobachtungen "unserer" Szene in der Öffentlichkeit über Jahre hinweg. (Aus ähnlichen Gründen sage ich bei öffentlichen Ausstellungen wie z. B. der Historicar auch immer: "Leute, lasst die Särge weg! Das kommt bei vielen Menschen ganz woanders an, als wo wir eigentlich hin möchten! Für Besucher einer Oldtimermesse kann das zu viel sein und das sollten wir respektieren können!")
Nur zur Abgrenzung: Ich habe persönlich kein Problem mit "fahrenden Horrorshows", Skelettmobilen und dergleichen, auch wenn ich selbst Anderes bevorzuge - Leben und Leben lassen, halt. Aber ich kann schon gut verstehen, wenn manche Leute sich davon ernsthaft attackiert fühlen. Und wenn jemand solche Provokationen austeilen möchte, dann muss er eben auch damit umgehen können, wenn seine Provokationen funktioniert haben (wie es Angela recht anschaulich beschrieben hat *gg*).
|