Zur allgemeinen Information eine traurige Nachricht, die viele von uns betrifft und betroffen macht:
Nachdem im Oktober 2008 das Insolvenzverfahren über die Conrad Pollmann Norddeutsche Karosseriefabrik GmbH in Bremen-Mahndorf eröffnet wurde, hat Pollmann seine Werkstore am 30. November 2008 für immer geschlossen!
Zur Geschichte:
Die Firma Pollmann wurde 1926 in Bremen als Karosseriebaubetrieb gegründet und war in der Lage, vom Cabrio- über Limousinen-, LKW- und Sonderfahrzeugaufbauten bis zum kompletten Omnibus alles anzubieten. Die qualitativ hochwertige handwerkliche Fertigung hat sich schnell einen hervorragenden Ruf in Bremen und später in ganz Deutschland erworben. Vervollständgt wurde das Produktspektrum durch hochwertige Pumpen für die Bauindustrie. Der Industriezweig Pumpenbau wurde nach der Jahrtausendwende vom Fahrzeugbau ausgegliedert und existiert heute noch mit mehreren Niederlassungen.
Nach 1945 wurde die Fertigung wieder in vollem Umfang aufgenommen. Auch eine Ford-Niederlassung, die größte in Bremen, gehörte nun dazu. Hier erfolgte ab den 50-iger Jahren langsam eine Spezialisierung auf den Bau von Bestattungskraftfahrzeugen, obwohl bis zum Schluss, wenn auch mit stark absteigender Tendenz, alle mit dem Karosseriebau zusammenhängenden Arbeiten ausgeführt wurden, d.h. auch Fahrzeugrestaurierungen, LKW-Aufbauten, Reparaturen an Omnibussen und Unfallfahrzeugen sowie Lackreparaturen und komplette Lackierungen, da man über eine LKW-taugliche Lackierkammer verfügte. In den 60-iger Jahren war der Bestattungswagenbau bereits unumstritten die Nr. 1 im Hause Pollmann. Besonders wegen der Fordniederlassung war man führend im Umbau von PKW zu Bestattungswagen, vom Ford P2 (1957) bis zum P7 (1971) und anschließend vom Ford Consul (1972) bis zum Granada (1985). Man expandierte weiter und konnte 1972 einen komplett neuen Produktionsstandort mit Verwaltungsgebäude im Industriegebiet Bremen-Mahndorf, Zum Panrepel 1, beziehen. Erst Ende der 70-Jahre verschoben sich die Produktionszahlen zu Gunsten der Marke Mercedes-Benz mit den Modellen Strichacht (1968-1976) und W123 (1976-1984). Endgültig zementierte sich die Vorherrschaft der Marke Mercedes im Bestattungswagenbau mit den Modellen W124 (1985 - 1994), und in den 90-iger Jahren erfolgte bis auf kleinere Serien von Ford und Audi und einige wenige Einzelstücke bei Pollmann der Bestattungswagenaufbau fast ausschließlich auf Basis der E-Klassen W210 (1995 - 2003)und W211 (2003 - 2008). Parallel dazu wurden natürlich auch Kombis und Transporter zu Bestattungswagen um- und ausgebaut, allen voran Ford Transit, Mercedes 206/207 (bis 1976) DB T2 (1977 - 1994) und Sprinter (ab 1995), aber auch Vito, Viano, Chrysler Voyager und VW-Bus, bis hin zum 8-Sarg-Transporter.
Die Firma Pollmann war bis 2005 ein inhabergeführtes Unternehmen und über 30 Jahre lang unumstrittener Marktführer auf dem deutschen und auch internationalen Bestattungswagenmarkt mit einer Exportquote von ca. 40 %. Herr Pollmann hat sich dann aus Altersgründen zurückgezogen und den für uns interessanten Karosseriebau an einen Finanzinvestor verkauft, der leider nicht über das erforderliche Know-how und Eigenkapital verfügte, um ein so großes renomiertes Unternehmen mit fast einhundert Mitarbeitern weiterzuführen. Die sinkende Nachfrage nach hochwertigen aus PKW umgebauten Bestattungswagen, eine Kernkompetenz von Pollmann, der Trend zum günstigeren Transporterausbau, der von Mitbewerbern losgetretene Preiskampf und die 2008 tobende Finanz- und Wirtschaftskrise taten ein übriges, um Pollmann schließlich den Garaus zu machen. Damit ist die Firma Pollmann Geschichte, die uns so atemberaubende Bestattungswagen wie Mercedes 300 Adenauer, Borgward Isabella, Opel Kapitän, Mercedes 600 und S-Klassen, Opel Admiral, BMW 502 und 750 i, Audi V8 und viele weitere Klassiker und Einzelstücke geschenkt hat. Wir werden Ihr ein ehrendes Andenken in unseren Herzen bewahren!
Wie geht es weiter:
1. Pollmann Service-Center:
Bereits 2005 wurde der Reparaturbereich ausgegliedert, der unter dem Geschäftsführer Robert Räther und dem Namen "Pollmann Service-Center für Karosserie & Spezialaufbauten GmbH" (
www.pollmann-servicecenter.de und
www.pollmann-reparatur.de) firmiert und mit ca. 10 % des ehemaligen Pollmann-Mitarbeiterstammes auf einem abgegrenzten Teil des Firmengeländes Zum Panrepel 1 weiterhin alle Reparaturen an Pollmannfahrzeugen ausführt und selbst weiterhin Bestattungswagen aus- und umbaut.
2. Rehda-Carosse Bremen GmbH:
Gleich um die Ecke im Gewerbegebiet Bremen-Mahndorf unweit des ehemaligen Pollmanngeländes sitzt die 2007 gegründete Firma Rehda-Carosse GmbH (
www.rehda-carosse.de). Sie wurde von den Pollmann-Mitarbeitern Erbek und Strangmann gegründet und hat bereits in den Jahren 2007 und 2008 im Auftrag von Pollmann komplette Bestattungsfahrzeuge sowie Um- und Ausbauten in bewährter Qualität hergestellt. Nach der Insolvenz von Pollmann geht der Bestattungswagenbau nun in eigener Regie mit bewährten Mitarbeitern und Material weiter.
Wer nun letztendlich die legitime Nachfolge von Pollmann antritt, wird die Zukunft zeigen, ich wünsche es beiden Firmen, denn Vielfalt belebt das Geschäft.
Das Firmengelände wurde bereits geräumt und umgebaut, um es anderweitig vermieten zu können.
Soweit der aktuelle Stand zum Thema Pollmann, alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Jona