Er nuÂ’ wieder....
Heute sind wir wieder nach Americana zurueckgekehrt. Muede, zerstochen bis zur Unkenntlichkeit, aber rundum erholt und zufrieden. Oeko-Wellness kann man das nennen.
Ein wenig Blut mussten wir den Tieren dort ueberlassen, in deren natuerliches Habitat wir eingedrungen sind.
Der Landsitz, auf dem wir den Karneval erlebt haben war ca. 75.000 m² gross, hatte mal eine Huehner- und Pferdezucht besessen, wird aber jetzt als Familienranch genutzt. Auf dem Grundstueck gibt es ein Stueck geschuetzten Regenwaldes, der nicht abgeholzt oder veraendert warden darf. Dort tummeln sich tagsueber kleine Miniaeffchen, Spinnen wie aus “Arachnophobia”, Ara-Papagaien und Tukane solls dort auch geben. Nachts kommen alle Arten von Tausendfuesslern, mindestens 20 verschiedene Stechmueckenarten, dicke brummende Kaefer und Fledermaeuse raus und geben einem bei der Nachtwanderung mit den Kindern vorm Schlafengehen das Gefuehl, man kaempfe sich wie im Vietnamkriegsfilm durch den Dschungel auf der Suche nach dem Ho-Chi-Minh-Pfad.
Um die Vegetation in diesem Stueck Regenwald zu beschreiben fehlt mir die TolkienÂ’sche Wortgewandtheit, aber was da an Palmen, Eukalyptus, Lianen, Farnen und grossblaettrigen Tropenpflanzen waechst, hat selbt mich alten Brasilienfan ueberrascht.
Das verrueckte war, dass wir die meisten Pflanzen schon in dem einen oder anderen Baumarkt als Topfplanze bei uns gesehen haben, nur eben nicht gleich 40m hoch mit einem Stamm von 2 Metern Umfang.
Das ganze Gelaende grenzte an einen Fluss, dessen Ufer aus einem dichten und ebenfalls mindestens 25m hohen Bambuswald bestand. Der Fluss selbst war ein eher wildes Gewaesser, eher so Gebirgsflussig-Schnellstromig irgendwie. Jedenfalls hat in dem Fluss noch niemand ungeschoren gedadet. Wenn einen nicht schon die Stroemung fertig macht, gibts noch die Blutegel. Die Blutegel im Fluss sollen legendaer gross sein.
Die Ranch selbst liefert einem fast alles, was man so an Obst haben moechte. Apfelsinenstraeucher, Mangobaeume, Granataepfel, Goiaba, Bananenstauden, einfach alles gabs da. Da der vorherige Gelaendeangestellte ein fauler Sack war, ist der Gemuesegarten eingegangen, aber wenn der nun auch noch gut bestellt gewesen waere, dann haetten wir uns die meiste Einkauferei gespart.
Damit der Aufenthalt nicht zu rustikal erscheint, hatten wir ja noch den 16x5 Meter Pool, die 2 Fussballplaetze (1 Gras und 1 Sand), eine Freiluftkueche mit Grill mit allem Krimskrams, das Billiardzimmer und die Sauna (die wir aber nicht angeworfen haben).
Wir hatten also eine Menge Moeglichkeiten, unser auf Eis gelegtes Bier irgendwo am Rande abzustellen und der Entspannung zu froenen. Dabei bin ich auch gleich in das Vergnuegen der vorher erwaehnten „Sakezinha“ zu kommen. Eine Caipriniha mit Sake. Alternativ anstelle der Limonen mit Sternfrucht und Ananas. Yum-Yum! Die erste war so schnell weg, dass ich garnicht mehr genau erinnere, wieviele ich danach noch davon hatte.
Dass wir 4 Tage ununterbrochen gegessen haben, brauche ich hier nicht weiter auszufuehren.
Tja, und abends war dann Karneval, wobei ich mich an dieser Stelle gleich mal korrigieren muss, was die Karnevalsumzuege hier betrifft:
In Sao Paulo betraegt die Dauer und die Distanz, die eine gesamte Sambaschule mit ihren bis zu 4000 Darstellern zu meistern hat, 400 Meter in 65 Minuten. In Rio ist das „Sambodromo“ 500 Meter lang und die Zeit betraegt 80 min pro Sambaschule und Durchlauf.
Am Freitag und Samstag waren von 21 Uhr bis um 5 Uhr morgens die Schulen aus Sao Paulo live dran, am Sonntag und Montag war die |Uebertragung aus Rio im Fernsehen. Die Schulen bekommen Punkte von der Jury fuer X Kategorien (Musik, Synchronizitaet, Kostueme etc). Wer am Ende gewinnt, ist der King.
Irrsinnig komisch und auch gleichzeitig erschreckend ist, wie selbstverstaendlich hier mit der plastischen Chirurgie umgegangen wird. Typisches Beispiel war das Interview mit einer der Samba-Maeuse, die immer halbnackt vorneweg tanzen und die hier jeder kennt. Bekanntheitsgrad und Boulevardfaktor vom Typus Verona Feldpooth in etwa (nur dass man[n] sich Verona nicht sambatanzend und barbusig vor Millionen Fernesehzuschauern vorstellen kann). Die Taenzerinnen sind meistens Schauspielerinnen oder beruehmte Freundinnen von irgendwem noch wichtigerem. Einige sind amtierende Miss Universe oder sonstwas, ein paar alte Bekannte gibts auch: Adriane Galisteu, besser bekannt als die letzte Freundin von Ayrton Senna, die nach seinem Tod Fernsehkarriere gemacht hat und sich mittlerweile so dumm und dusselig hat umoperieren lassen, dass sich der arme Ayrton im Grabe umdrehen wuerde....
Das Fernsehinterview mit dieser Tanzmaus lief in etwa so:
- Reporterin: Toll siehst Du aus, dein Kostuem und so. Auch die Augen kommen jetzt besser zur Geltung. Die wievielte OP war das?
- Taenzerin (nicht ohne Stolz): Die 41.ste! Ich hab die Metallklammer noch hier an der Schlaefe, die kommt erst naechste Woche raus (und lupft seitlich die Peruecke und zeigt eine fiese Narbe mit ein paar Tackern drin).
- Reporterin (ist anerkennend hingerissen + schweigt)
Und das zur besten Sendezeit, 10 minuten vor dem Start der ersten Sambaschule. Da fehlen einem doch die Worte.
Fuer die unter Euch, die noch ein paar Videos vom diesjaehrigen Karneval sehen wollt, dann sei Euch hier der Link
der TV GLOBO, des Fernsehsenders ueberlassen, der die Uebertragungsrechte hatte.
Abgefahren waren auch die Themen dieses Mal. Auf einem Wagen war sogar eine echte Skipiste erreichtet, wo ein Typ immer mit nem Snowboard runterrodelte. Spaeter haben sie gezeigt, was das fuer ne Schweinearbeit war, den „Schnee“ bzw. das ganze Eis auf dem Wagen zu verteilen. Dann hab ich noch ganze Wasserfall-Ensembles auf einem Wagen gesehen, wo die Taenzerinnen als Badenixen drinnen rumgeplanscht sind. Sieht man auch in den Videos...
Wem das noch nicht reichen sollte, der kann sich hier in dieser
Galerie der Sambamaeuse noch mal die Maedels in Ruhe ansehen (aber Vorsicht, nicht alles was man da sieht, ist echt!). Zum Starten der Diashow einfach auf das START-Symbol unten klicken. Bild 17 und 18 zeigen die oben erwaehnten Wasserfaelle.
Wenn ihr die "Musen" des Karnevals mal in Aktion sehen wollt, dann klickt
hier.
So, genug gelabert.
Hoffentlich funktionieren die Links.
Ich werde jetzt noch ein Gute-Nacht-Bier verhaften und pennen gehen. Meine Planung, schon morgen an den Strand zu fahren, hat sich verschoben. Dafuer gibts am Freitag die Piranhasuppe, am Samstag fahre ich nach Sao Paulo zum Fussball und ab Montag gehts dann an den Ozean, wo Verwandte von meiner Frau uns ihr Appartment am Strand ueberlassen.
Ich wuensch Euch was, Alaaf und Helau und so....